FCI-Standard Nr. 50

Übersetzung: Dr. J.-M. Paschoud und Frau R. Binder
Ursprung: Kanada
Patronanz: F. C. I.
Verwendung: Schlittenhund für schwere Lasten, Wasserhund.

Klassifikation F.C.I.: Gruppe 2 Pinscher und Schnauzer, Molosser und Schweizer Sennenhunde
Sektion 2.2 Molosser, Berghunde
Ohne Arbeitsprüfung

Kurzer geschichtlicher Abriß: Diese Rasse stammt von der Insel Neufundland und entstand aus einheimischen Hunden und dem großen Bärenhund, den nach dem Jahre 1100 die Wikinger dort eingeführt hatten. Nach dem Eintreffen europäischer Fischerleute wirkten verschiedene Rassen an der Gestaltung und Auffrischung der Rasse mit, aber die wichtigsten Eigenschaften blieben bestehen. Als in Jahr 1610 die Kolonisation der Insel begann, war der Neufundländer bereits im Besitz seiner arteigenen Morphologie und seiner angeborenen Charakterzüge. Diese Eigenschaften haben ihm gestattet, an Land beim Ziehen von schweren Lasten die extrem strengen klimatischen Bedingungen zu ertragen und als Wasser- und Rettungshund den Gefahren des Meeres zu trotzen.

Allgemeines Erscheinungsbild: Der Neufundländer ist massiv und hat einen kräftigen, gut bemuskelten Körper; der Ablauf seiner Bewegungen ist gut koordiniert.

Wichtige Proportionen: Die Länge des Körpers, vom Buggelenk bis zum Sitzbeinhöcker gemessen, ist größer als die Widerristhöhe. Der Körper ist kompakt. Der Körper der Hündin kann etwas länger sein und ist weniger massiv als der des Rüden. Der Abstand vom Widerrist bis zur Unterseite der Brust ist nur wenig größer als der Abstand von der Unterseite der Brust bis zum Boden.

Verhalten und Charakter (Wesen): Der Neufundländer drückt in seiner Erscheinung Wohlwollen und Milde aus. Majestätisch, fröhlich und unternehmungslustig ist er für seine Liebenswürdigkeit und Gelassenheit bekannt.

Kopf: Massiv. Der Kopf der Hündin entspricht in seiner Gesamterscheinung dem des Rüden, ist aber weniger massiv.

Oberkopf: Schädel: Breit, mit leicht gewölbtem Scheitel und kräftig entwickeltem Hinterhauptbein.

Stop: Klar ausgeprägt aber nicht abrupt.

Gesichtsschädel:

Nase: Groß, gut pigmentiert, mit gut entwickelten Nasenflügeln.

Farbe: schwarz bei schwarzem und weiß-schwarzem Haarkleid, braun bei braunem Haarkleid.

Fang: Ausgesprochen quadratisch, tief und mäßig kurz; mit kurzem feinem Haar bedeckt; ohne Falten. Mundwinkel klar abgezeichnet, aber nicht zu stark ausgeprägt.

Lefzen: Weich.

Gebiß: Scheren- oder Zangengebiß.

Augen: Verhältnismäßig klein und mäßig tief eingesetzt; sie liegen weit auseinander und es ist keine rote Bindehaut sichtbar.

Farbe: dunkelbraun bei schwarzem und weiß-schwarzem Haarkleid; bei braunem Haarkleid ist ein hellerer Farbton zulässig.

Ohren: verhältnismäßig klein, dreieckig mit abgerundeter Spitze, gut hinten und seitlich am Oberkopf angesetzt, gut anliegend. Wenn beim erwachsenen Hund das Ohr nach vorne gelegt wird, reicht es bis zum inneren Augenwinkel derselben Seite.

Hals: Kräftig, muskulös, gut auf den Schultern aufgesetzt; lang genug, um eine würdevolle Haltung des Kopfes zu erlauben. Der Hals sollte keine übertrieben entwickelte Wamme aufweisen.

Körper: Knochenstruktur überall massiv. Von der Seite gesehen ist der Körper tief und kräftig.

Oberlinie: Vom Widerrist zur Kruppe horizontal und fest.

Rücken: Breit.

Lenden: Kräftig und gut bemuskelt.

Kruppe: Breit, in einem Winkel von 30° abfallend.

Brust: Breit, geräumig und tief; gut gerundeter Rippenkorb.

Untere Linie und Bauch: Fast horizontal, nie aufgezogen.

Gliedmaßen:

Vorderhand: Die Vorderläufe sind gerade und parallel, auch im Schritt und im langsamen Trab.

Schultern: Sehr gut bemuskelt und gut schräg nach hinten gelagert.

Ellenbogen: Gut an der Brust anliegend.

Vordermittelfuß: leicht schräg gestellt.

Vorderpfoten: Groß und harmonisch zum Körper passend; gut gerundet mit eng anliegenden, festen und kompakten Zehen; eine Zwischenzehenhaut ist vorhanden.

Hinterhand: Da der Schub zum Ziehen schwerer lasten, zum Schwimmen und für einen zugkräftigen, raumgreifenden Schritt in großem Maße von der Hinterhand abhängt, ist die Beschaffenheit der Hinterhand beim Neufundländer von höchster Bedeutung. Das Becken soll kräftig, breit und lang sein.

Oberschenkel: Breit und muskulös.

Knie: Gut gewinkelt, aber nicht so stark, daß der Hund zusammengekauert aussieht.

Unterschenkel: Kräftig und recht lang.

Hintermittelfuß: Verhältnismäßig kurz, gut, tief angesetzt; beidseitig parallel und weit voneinander gestellt; weder nach innen noch nach außen gedreht.

Hinterpfoten: Kräftig und kompakt. Wenn vorhanden, sollten die Wolfskrallen entfernt sein.

Rute: Wenn der Neufundländer schwimmt, wirkt die Rute wie ein Steuerruder; daher ist sie kräftig und breit an ihrem Ansatz. Im Stand hängt sie gerade herab, allenfalls mit einem kleinen Bogen am Ende. Sie reicht bis zum Sprunggelenk oder geringfügig darunter. In der Bewegung oder wenn der Hund erregt ist, wird sie gerade und waagrecht mit, an der Spritze, einer geringfügigen Biegung nach oben getragen; nie über den Rücken gerollt oder zwischen die Hinterläufe geklemmt.

Gangwerk: Beim Neufundländer zeigt der Bewegungsablauf einen guten Vortritt der Vorderläufe und einen starken Schub aus der Hinterhand; er vermittelt den Eindruck von Mühelosigkeit und Kraft. Ein leichtes Rollen des Rückens ist natürlich. Wenn die Geschwindigkeit zunimmt, zeigen die Läufe die Tendenz, sich der mittleren Schwerpunktslinie des Körpers zu nähern, wobei die Rückenlinie horizontal bleibt.

Haarkleid:

Haar: Der Neufundländer hat ein wasserundurchlässiges Stockhaar. Das Deckhaar ist mäßig lang und gerade, nicht gelockt. Eine leichte Wellenbewegung ist erlaubt. Die Unterwolle ist weich und dicht, dichter im Winter als im Sommer, aber auf der Kruppe und an der Brust immer bis zu einem gewissen grade vorhanden. Am Kopf, am Fang und an den Ohren ist das Haar kurz und fein. Vorder- und Hinterläufe sind befedert. Die Rute ist vollständig von langem, dichtem Haar bedeckt, welches jedoch keine Fahne bilden sollte.

Farbe: Schwarz, weiß-schwarz und braun.

Schwarz: Die herkömmliche Farbe des Neufundländers ist schwarz. Der Farbton soll so einheitlich wie möglich sein, aber ein leichter Schimmer wie von einem Sonnenbrand ist zulässig. Weiße Abzeichen an der Brust, an den Zehen und/oder an der Spitze der Rute sind erlaubt.

Weiß-Schwarz: Diese Varietät ist für die Rasse von historischer Bedeutung. Zu bevorzugen sind ein schwarzer Kopf mit weißer Blesse, die sich bis zum Fang hin erstreckt, ein schwarzer Sattel mit gleichmäßigen Abzeichen und eine schwarze Kruppe mit schwarzer Oberseite der Rute. Alles übrige muß weiß sein und darf ein Minimum an Tüpfelung aufweisen.

Braun: Diese Farbe geht von schokoladefarben bis zu bronzefarben. Weiße Abzeichen sind an der Brust, auf den Zehen und/oder an der Spitze der Rute zulässig.

Weiß-schwarze und braune Hunde sind bei Ausstellungen in derselben Klasse wie die schwarzen zu beurteilen.

Größe und Gewicht:

Die Widerristhöhe beträgt im Durchschnitt für erwachsene Rüden 71 cm, für erwachsene Hündinnen 66 cm.

Das Gewicht beträgt im Durchschnitt ca. 68 kg für Rüden, ca. 54 kg für Hündinnen.

Eine große Widerristhöhe ist erwünscht, aber die Größe ist gegenüber Symmetrie, allgemeinem Gesundheitszustand, kräftiger Konstitution und einwandfreiem Bewegungsablauf nicht zu bevorzugen.

Fehler:
Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muß als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

Allgemeines Erscheinungsbild: Hochbeinig, Mangel an Substanz.
Allgemeine Struktur des Knochengerüsts: schwerfällig in seinem Aussehen, dünne Knochen.
Charakter: Aggressivität, Scheuheit.
Kopf: Schmal
Fang: Zugespitzt oder lang.
Lefzen: Betont.
Augen: Rund, vorstehend; gelbe Augen; rote Bindehaut klar sichtbar.
Rücken: Karpfenrücken, weicher Rücken oder Sattelrücken.
Rute: Kurz, lang; Knickrute; Spitze eingerollt.
Vorderhand: Vordermittelfuß durchgetreten; gespreizte Zehen; nach außen oder nach innen gedrehte Pfoten; Fehlen der Zwischenzehenhäute.
Hinterhand: Steil gewinkelte Kniegelenke, kuhhessig, fassbeinig; nach innen gedrehte Pfoten, gespreizte Zehen.
Gangwerk: Trippelnder, schleppender, krebsartig seitlich verschobener gang, Bewegung eng oder strickend, Überkreuzen der Vorderläufe, zehenweiter oder eindeutig zehenenger Bewegungsablauf der Vorderläufe; steppender gang, Passgang.
Haarkleid: Spärlich; Fehlen der Unterwolle.

Ausschließende Fehler:

Schlechte Charaktereigenschaften.
Vorbiß, Rückbiß, Kreuzbiß.
Kurzes oder flach anliegendes Haarkleid.
Abzeichen von irgend einer anderen Farbe als weiß bei schwarzem oder braunem Haarkleid.
Jede andere Farbe als schwarz, weiß-schwarz oder braun.
N.B.: Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

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