Kombination von Immun- und Chemotherapie wirkt bei Prostata-Tumoren
Chemotherapien wirken sehr effektiv bei kleinen Prostata-Tumoren. In größeren Tumoren unterdrücken bestimmte Immunzellen jedoch die köpereigene Immunantwort und tragen so, trotz Behandlung, zum Tumorwachstum bei. Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung von Lukas Kenner, Leiter der Abteilung für Labortierpathologie, zeigte nun, dass eine neuartige Kombinationstherapie auch größere Prostata-Tumoren bekämpfen kann. Dabei werden immunsuppressive Zellen im Tumor blockiert oder entfernt. Eine Kombination dieser Immuntherapie mit einer konventionellen Chemotherapie führte in Mäusen bei fortgeschrittenem Prostatakrebs zur nahezu vollständigen Heilung. Die Studie wurde im renommierten Journal Nature veröffentlicht.
Die B-Lymphozyten, kurz: B-Zellen, kommen in metastasierenden Prostatakarzinomen wesentlich häufiger vor als in kleinen Tumoren und wirken zudem immunsuppressiv. Diese Zellen halten das Immunsystem in Schach, wodurch die gängigen Therapien nicht wirken und es den bösartigen Tumoren ermöglicht wird, unkontrolliert weiter zu wachsen.
Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der University of California, der San Diego School of Medicine, der Charité Berlin, der Vetmeduni Vienna, des Ludwig Boltzmann Instituts für Krebsforschung (LBI-CR) und der MedUni Wien zeigte, dass die Effekitivität eines gängigen, in der Chemotherapie eingesetzten Wirkstoffes (Oxaliplatin), in Kombination mit einer Immuntherapie auch im sonst therapieresistenten, fortgeschrittenen Prostata-Krebs wirkt. Dies wird erreicht, wenn die Aktivität und Funktionalität der B-Zellen zuvor blockiert wird.
„Dazu kommt, dass diese Therapie bereits beim Einsatz niedrig dosierter Chemotherapie wirkt, und damit viel schonender für den Patienten ist“, erklärt der Co-Autor Lukas Kenner von der Abteilung für Labortierpathologie der Vetmeduni Vienna. „Außerdem liegt der Schluss nahe, dass es ähnliche immunsuppressive B-Zellen auch in anderen humanen Krebsarten gibt.“ Das könnte demnach auch bei anderen Krebsformen zu neuen Therapie-Optionen führen.
4.700 Österreicher erkranken jährlich an einem Prostatakarzinom
Prostata-Krebs ist weltweit die dritthäufigste Krebs-Art mit tödlichen Folgen bei Männern und die sechsthäufigste Todesursache infolge von Krebs. In Österreich erkranken laut Statistik Austria pro Jahr rund 4.700 Männer an einem Prostatakarzinom. Im gleichen Zeitraum sterben rund 1.200 der Betroffenen. In der Europäischen Union werden pro Jahr rund 300.000 dieser Diagnosen gestellt, rund zwei Millionen Männer leben in der EU mit dieser Erkrankung.
(News Vetmeduni Wien, 29.4.2015)