Lieber Herr Horner!
Da Sie mich direkt angesprochen haben, antworte ich Ihnen auch gerne!
Die Thematik des Artikels ist interessant aber auch bestürzend und sollte dazu anregen endlich „ aufzuwachen“.
Eine Durchseuchung von Gendefekten ist in allen Rassen zu finden, da die Populationen sehr klein gehalten wurden um möglichst „perfekte“, dem Idealstandard nahe kommende Hunde, hervorzubringen.
Grundsätzlich ist das etwas was lt. FCI verlangt wird. Was man hierbei außer Acht lässt, ist, dass zu enge Verbindungen auch eine Potenzierung der Defektgene mich sich bringt. Der RUN zu den Siegerrüden ist nach wie vor ungebrochen – was sehr beunruhigend ist, denn jeder Siegerrüde und jede Championhündin vererbt unbekannte Defektgene. Nach und nach werden diese durch Forschungsarbeit diagnostizierbar und sollten Eingang finden in die Untersuchungsmöglichkeiten unserer Zuchttiere.
Züchten ist an Forschen, Überlegen, Vergleichen und Selektieren und in Generationen -Denken, gebunden.
Ein Zuchtwart hat zu beraten, mitzuhelfen um die richtige Wahl zu treffen und letztendlich auch zu warnen. Wird dies außer Acht gelassen, kommt dies einem „Vermehren“ gleich, denn die Kontrolle einer „ kontrollierten Zuchtstätte „ beschränkt sich nicht nur auf die Wurfabnahmen oder der Beurteilung der räumlichen Verhältnisse einer Zuchtstätte.
Wenn ein Zuchtwart den Ausspruch tätigt „ schaun wir halt was kommt“, dann gibt er damit seine Unwissenheit bekannt und zeigt eine Leere im Hintergrundwissen.
Alle Zuchtwarte im Neufundländeklub und in vielen anderen Klubs sind und waren Formwertrichter; (was nicht heisst, dass nicht jeder, der an Zucht interessiert ist und sich gerne weiterbildet , nicht auch ein guter, verantwortungsbewusster Zuchtwart sein kann.)
Bei dieser Ausbildung wird sowohl über die Molekulargenetik, als auch über die Populationsgenetik eine Prüfung abgelegt.
Für den Zuchtwart ist dies eine Basis, auf der ständig aufgebaut werden muss.
Dafür werden Tagungen und Seminare angeboten, aber auch ein Selbststudium ist von Nöten. Dieses erworbene Wissen sollte der Zuchtwart als Verpflichtung ansehen, es den Züchtern weiterzugegeben.
Das Genom des Hundes ist gut erforscht, die Heretabilität ebenfalls – es liegt an den Verantwortlichen hier die richtigen Maßnahmen einzuleiten um unterschwellige Gendefekte im Zaum zu halten, damit verhindert wird, dass sich 2 Defekt Gen - Allele treffen, die dann den im Hintergrund schlummernden Defekt, zum Ausbruch kommen lassen.
Wenn in den Rassen nicht begonnen wird Gesundheit, Leistung Fruchtbarkeit vor der Schönheit zu sehen – wird es bald nicht mehr möglich sein, sich an einem schönen, gesunden vitalen Hund, im Ring zu erfreuen.
Hierzu sind aber auch die Richter gefragt – denn in ihren Händen liegt es letztendlich zu beurteilen, was noch schön und vital ist – und was nicht.( Wurde bei der letzten Richtertagung ausführlich besprochen .)
Lieber Herr Horner – ich könnte noch viel zu diesem Thema schreiben, aber ich glaube nicht, dass dies so sehr gewünscht wird!
Warum ich mich trotzdem noch so für diese Rasse einsetze, ist, weil ich weiß, wie sehr meine Vorgänger für die Gesundheit dieser und der Landseer Rasse gekämpft haben. Ihnen ist es zu verdanken, dass daraus gesunde und vitale Hunde hervorgegangen sind. Sie haben vielleicht nicht so perfekt gestylt ausgesehen – aber hier wurde großartige Aufbauarbeit von den Zuchtwarten geleistet - dies zu erhalten und weiterzuführen ist auch mein Bestreben gewesen.
Ich gehe davon aus, ja ich wünsche es sehr, dass dies auch im Sinne der Züchter(wir haben großteils sehr mit- und vorausdenkende Züchter ) und der Zuchtverantwortlichen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Trauhsnig-Payer